KIWi-Klassik: Kultur im ländlichen Raum muss erhalten werden!

Xin Wang und Florian Koltun. Foto: F. Christgen
Xin Wang und Florian Koltun. Foto: F. Christgen

Kultur im ländlichen Raum muss erhalten werden!

 

 

Florian Koltun im Gespräch mit Jürgen Orthaus über die Konzertreihe kabelKLASSIK Matinee

 

Florian Koltun, Sie sind nicht nur Pianist, sondern Sie managen auch die Konzertreihe kabelKLASSIK Matinee. Ein Resümee zur Spielzeit 2016 – 2017.

 

Vom Niveau her war das Programm sehr ansprechend. Wir hatten dieses Jahr viele junge Künstler eingeladen, d.h., wir haben an die Nachwuchsförderung gedacht. Die Resonanz beim Publikum war sehr beglückend für uns. Es war eine schöne Bestätigung für diese Konzertreihe. Die Künstler hatten großen Spaß, hier zu spielen. Obwohl es morgens um 10.30 Uhr ist. Das ist bei Künstlern immer etwas problematisch. Wir werden die Uhrzeit wahrscheinlich verändern. Statt 10:30 Uhr wollen wir im Herbst sonntags um 11:00 Uhr anfangen.

 

Ich denke, das wird auch vielen Klassikliebhabern entgegenkommen. In unserer KulturIntiative finden sich ja viele Freunde klassischer Musik. Sie sind sehr begeistert von diesem hochkarätigen Angebot an klassischen Konzerten in Windeck.

 

Ich habe ein gutes Gefühl, was die Zusammenarbeit mit der Kulturinitiative Windeck angeht, die als kompetenter Partner die Konzertreihe mit organisiert und durch die Finanzierung dieses erstklassigen Konzertflügels dazu beiträgt, dass die Konzertreihe erhalten bleibt. Wir standen ja vor zwei Jahren kurz vor der Schließung dieser Konzertreihe, weil die Miete für den Flügel nicht mehr aufgebracht werden konnte. An dieser Stelle noch einmal ganz großen Dank an alle Spenderinnen und Spender.

 

Wie sieht es aus mit der nächsten Spielzeit? Was ist geplant?

 

Natürlich wollen wir die Klavier Matinee bei kabelmetal weiter anbieten, weil wir hier wie gesagt einen hervorragenden Flügel haben. Aber wir wollen auch extravagante Kammermusik bieten. Vielleicht ein Konzert mit Klavier und Saxophon. Oder Klavier und Cello. Cello ist mein Lieblingsinstrument. Ich habe es über zehn Jahre gespielt. Vielleicht lade ich auch wieder ein Klaviertrio ein. Das hängt davon ab, ob das Budget reicht. Es wird auf jeden Fall ein sehr vielseitiges Programm sein. Es soll auch in Richtung Moderne gehen. Dass wir z.B. ein Konzert mit einem zeitgenössischen Komponisten bestreiten. Das wäre mal ein Experiment.

 

Es ist ja eine ziemlich einmalige Sache, hier im ländlichen Raum eine so hochwertige Konzertreihe mit großartigen Pianisten auf die Beine zu stellen. Wie klappt es überhaupt?

 

Man braucht viel Kraft dafür. Man braucht das Publikum. Eine Reihe stirbt immer, wenn kein Publikum kommt. Von den Publikumszahlen bekommen wir etwas Aufwind. Manchmal macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Bei Regen, Schnee und Glatteis bleiben natürlich viele Zuhause. Wenn wir jetzt nur rein kommerziell denken würden, dann hat die Kultur schon verloren. Kultur ist etwas Gesellschaftliches. Es muss natürlich finanziell tragbar sein. Wenn die Kosten gedeckt sind, ist das natürlich der Idealfall. Doch Subventionen für die Kultur sind auch ein Beitrag für die Gesellschaft.

 

Wer gibt Zuschüsse für die Konzerte?

 

Auf der einen Seite sind das die günstig vereinbarten Honorare mit den Künstlern. Und es sind die guten Bedingungen bei kabelmetal. Dann sind es natürlich andere Konzerte, bei denen wir etwas mehr für die Künstler bekommen und damit hier die Konzerte subventionieren. Natürlich gehört dazu auch die Kulturinitiative Windeck, die den Flügel zur Verfügung stellt. Das sind immerhin 300 € im Monat, die bereitgestellt werden. Aufs Jahr bezogen sind das 3600 €. Das ist für viele Veranstalter schon eine Summe, die sie gar nicht aufbringen können. Deshalb bin ich persönlich auch sehr dankbar, dass die Kulturinitiative diesen Flügel finanziert.

 

Wenn ich das richtig verstehe, läuft es so, dass die Künstler unter ihrer Regie mehrere Konzerte geben. Bei einigen Konzerten wird viel eingenommen. Und damit werden Konzerte wie bei uns im ländlichen Raum, wo nicht so viele Besucher kommen, finanziert.

 

Richtig. Das ist eine Absprache zwischen mir und den Künstlern. Persönlich liegt mir sehr viel daran, dass Kultur in ländlichen Regionen erhalten wird. Auch die Metropolen profitieren von den ländlichen Regionen, wenn dort Kultur angeboten wird. Viele kulturinteressierte Personen leben im Ländlichen. Die wollen nicht immer in die großen Städte reisen. Wenn im ländlichen Raum die Konzerte weiter angeboten werden, dann erhalten diese die Kultur insgesamt. So profitieren alle davon. Und natürlich wollen auch die Künstler, dass viele Konzertreihen existieren. Wenn die geschlossen werden, wo soll man da noch spielen?

 

Dann wünsche ich noch viel Glück für diese Spielzeit natürlich auch für die nächste. Darauf freuen wir uns schon sehr!

 

 

Windeck am 19.3.2017